Über uns
Die Entstehung der Schützengesellschaft dürfte bereits in die erste Zeit nach der Erhebung Bodenwerders zur Stadt fallen. Zunächst waren alle Bürger verpflichtet, die Vaterstadt bei Gefahr zu
verteidigen. Als dann aber nach der Erfindung des Schießpulvers der Umgang mit Feuerwaffen gewisse Übung erforderlich machte, schlossen sich die Bürger zu "de schutten" Schützengesellschaften
zusammen. Jeder waffenfähige Bürger war auf Grund seines Bürgereides zum Beitritt verpflichtet. In einer Urkunde vom 1. Juli 1514 erneuerte und bestätigte Bischof Johann IV. von Hildesheim -
Bodenwerder gehört damals zum Bistum Hildesheim - der Schuhmachergilde ihre bei einem Brande verloren gegangenen Satzungen und Rechte. Da diese Urkunde nachweislich erstmalig von der Wehrverfassung
und der Ergänzung der Stadtmiliz Bodenwerders durch kriegsmäßig ausgerüstete Gildeleute spricht, hat der jetzt bestehende Schützenverein mit Recht das Datum des 1. Juli 1514 als Tag der Entstehung
bezeichnet und festgelegt.
Die Schützenfeste und sonntäglichen Übungen fanden in alter Zeit auf dem Pfingstanger statt. Der Schützenauszug erfolgte im Beisein des Bürgermeisters und des Rates der Stadt in großer Feierlichkeit.
War das Wettschießen beendet, so wurden die Preise, die schon vorher in langer Reihe zur Schau ausgestellt waren, überreicht. Dann rief die Trommel zum Marsch in die Stadt und in feierlichem Zuge
marschierten die Festgenossen durch die mit Maibäumen geschmückten Straßen zurück. Jedem der Hauptsieger war eine Ehrenbegleitung von zwei Männern beigegeben und ein Knabe im Festgewand trug den
errungenen Preis vor ihm her.
In welcher Blüte im Ausgang des 16. Jahrhunderts das Schützenwesen stand, zeigt uns der Umstand, dass die Schützengesellschaft im Jahre 1584 ein aus Silber gearbeitetes Kleinod erhielt, eine Kette
mit Vogel, welches noch heute dem besten Mann als Zeichen seiner Würde als Schützenkönig umgehängt wird. Diese Kette besteht aus 84, aus Silberblech geschlagenen Ringen, von der Größe eines
Markstückes. In der Mitte befindet sich ein silbernes, vergoldetes Medaillon von der Größe eines Zweimarkstückes mit einer aufliegenden Büchse. Auf der Rückseite ist die Jahreszahl 1584 zu sehen. An
diesem Medaillon hängt an einer silbernen Kette ein stehender Vogel, der sicher nach mittelalterlicher Sitte ein Papagei ist.
In den 1850er Jahren wurde dem Schützenverein von der Stadt in der "Grünen Schleite" ein wüster Platz, der bisher der Abdeckerei diente, zur freien Benutzung überwiesen. Nach der Umgestaltung des
Platzes durch den Verein feierte man dort seit 1856 das Schützenfest. Es lag deshalb nahe, auch den Schießstand dorthin zu verlegen. So errichtete man 1856 im Anschluss an den Münchhausen-Berggarten
einen Scheibenstand. Dieser wurde 1904 erweitert. Im Jahre 1909 wurde von der Stadt zur Vergrößerung dieses Platzes ein Teil des Schulzeschen Gartens angekauft. Da sich der Verein zur Hälfte an den
Kosten beteiligt hatte, überließ die Stadt auch diesen Teil dem Verein zur Benutzung.
Am 21. Juli 1907 weihte Schützenbruder Bürgermeister Nedden eine Vereinsfahne. Jahrhunderte war die Schützengesellschaft als Städtische Wehr unter dem Banner der Stadt marschiert.
Im Jahre 1914 rüstete der Verein zur Feier des 400jährigen Bestehens, vom 19. - 26. Juli, also kurz vor Kriegsausbruch, fand das Heimatfest statt. Es war für die damalige Zeit ein Fest von
überörtlicher Bedeutung. Aus Anlass dieses Festes erhielt die Schützenkette einen 100 Gramm schweren silbernen Schützenadler, der von Kaiser Wilhelm II. gestiftet worden war.
Im April 1937 wurde durch eine Verfügung des Landrats des Kreises Hameln/Pyrmont der Schießstand in der "Grünen Schleite" gesperrt. Der Stand musste abgerissen werden. 1938-1940 fanden die
Königsschießen deshalb auf dem Kemnader Scheibenstand und dem Hehlener Stand statt. Es wurde erwogen, einen neuen Stand am Voglerhang oder am Hakenberg anzulegen. Zu einer Entscheidung kam es infolge
des Kriegsausbruchs jedoch nicht mehr.
Da das Schießen mit großkalibrigen Gewehren von der Militärregierung verboten worden war, wurde das Kleinkaliberschießen im Keller des Hotels le Plat wieder aufgenommen. 1952 fand das erste
Schützenfest statt, das auf dem alten Sportplatz gefeiert wurde. Bei diesem Feste konnte erstmals von Nichtmitgliedern auf die Volksscheibe geschossen werden.
Im gleichen Jahre wurde, nachdem mit der Stadt eine Einigung erzielt worden war, die Erbauung des Schießstandes am Hakenberg in Angriff genommen. 1963 fand eine Erweiterung dieser Anlage statt.
1960 entschlossen sich die Schützen ihr Fest auf den Weserwiesen beim Ruderbootshaus, wo jahrhundertelang die Schützen ihre Vogel- und Scheibenschießen durchgeführt hatten, zu feiern.
Nach schweren Kämpfen mit dem Vorstand hatte es das "schwache Geschlecht" 1965 endlich geschafft. Die erste Damenabteilung des Vereins wurde gegründet. Erste Damenleiterin wurde Ilse Lindenkohl und
die erste Königin des Vereins Giesela Bauer.
Finsternis beim Schützenfest. Ein Stromausfall legte die Fahrgeschäfte für mehrere Stunden lahm. Die Freiwillige Feuerwehr Bodenwerder war der Retter in der Not. Mit ihrer Hilfe konnten die Gäste aus
den Fahrgeschäften befreit werden und der Betrieb notdürftig weitergehen. Ganoven nutzten die Stunde um Handtaschen und diverse Gerätschaften zu entwenden.
Die Jahreshauptversammlung beschloss das Schützenfest von vier auf drei Tage zu verkürzen. Der Freitag fiel dieser Kürzungsmaßnahme zum Opfer.
Die seit Jahrzehnten bestehende Zufahrt zum Schützenhaus wurde 1996 durch den Wechsel des Besitzers des Münchhausen-Berggarten geschlossen. In Zusammenarbeit mit der Stadt - die hierfür kein
Wegerecht eingetragen hatte - wurde nach einer neuen Lösung gesucht und mit einer Auffahrt neben der Polizeistation gefunden.
Trotz der veränderten Zuwegung konnte die in der Münchhausengrotte stattfindende Auswertung der Königsscheiben auch weiterhin beibehalten werden. Im Jahr 2001 fand das traditionelle Schützenfest
erstmalig nicht mehr statt. Da in den letzten Jahren die Beteiligung, insbesondere der Bevölkerung immer mehr abgenommen hatte und im Vorjahr die Schützen selbst bei der Proklamation in einem fast
leeren Zelt saßen, entschloss sich der Verein, diese Veranstaltung nicht mehr auszurichten.
Elektronische Kleinkaliber-Schießanlagen wurden 2003 im Schützenverein installiert. Es gibt jetzt 2 Kleinkaliber-Zuganlagen und 4 elektronische Schießanlagen, so wie 6 Luftgewehrstände. Das Königsschießen wird aber seit vielen Jahren auf den Zuganlagen ausgetragen. Wir sind damit einer der wenigen Vereine die beim Königsschießen noch auf die traditionellen Holzscheiben zielen.
Ein schwarzer Tag in der Geschichte des Schützenverein war der 23. März 2007: "Brand im Schützenhaus!". Durch einen technischen Defekt am Auswertungscomputer, bzw. den elektrischen Leitungen wurde ein folgenschwerer Schwelbrand ausgelöst. Zahlreiche wertvolle Pokale, die historische Ehrentafel der Vereinskönige, die seit Ende des 19. Jahrhunderts bestand, so wie sowie das gesamte Inventar wurden zerstört. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten durch Fachfirmen, aber auch durch vereinte Kräfte der Vereinsmitglieder, konnte das Schützenhaus am 16. Februar 2008 wieder eingeweiht werden (Bilder der Einweihung hier).